Hand aufâs Herz: Wie viel Arbeit haben Sie persĂśnlich immer im Handgepäck? Wobei die Frage heute wohl anders lauten mĂźsste: Wie viel Arbeit haben Sie in der Cloud jederzeit greifbar, im Handy, auf dem Tablet? Mit anderen Worten: Sind Sie eine Workaholic?
Und wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie – weil Sie es wollen, nicht weil Sie es mĂźssen? Ist Arbeit bei Ihnen schon eine Sucht?
[vertical_spacing]Rund 500.000 ArbeitssĂźchtige
Alkohol, Drogen, Spielsucht – All diese SĂźchte werden heute behandelt, als Suchtkrankheit anerkannt und doch von den Betroffenen meist nur im Stillen praktiziert.
Vollkommen anders verhält es sich mit der Arbeitssucht: Wer heute 50, 70 oder 80 Stunden pro Woche arbeitet, gilt als Vorzeige-Angestellter, dessen Leistung belohnt wird. Dass diese Menschen meistens gar nicht so produktiv sind, sondern sich eher in ihrer eigenen Perfektion verlieren und kaum in der Lage sind, Arbeiten zu delegieren, wird hierbei vÜllig ßbersehen.
[vertical_spacing]Unternehmen suchen Workaholics
Dabei tun sie sich dadurch keinen Gefallen. Nur, weil diese Arbeitnehmer länger in der Firma verbringen, heiĂt das nicht, dass sie auch in der Lage wären, effizient zu arbeiten.
Klar beeindruckt das Engagement und die Leistungsbereitschaft die Chefetage, doch bedeutet das auch, dass diese Menschen schneller als andere mit Burn-out ausfallen werden.
Das ist aber in den Chef-Etagen noch gar nicht angekommen: Die Fßhrungsebene sucht ganz bewusst nach Anzeichen fßr Arbeitssucht; schon im Bewerbungsgespräch.
Hier in Deutschland gehen Fachleute von einer Suchtrate von 500.000 Arbeitnehmern aus, weitere 14% seien gefährdet.
[vertical_spacing] [vertical_spacing]Die Suche hinter der Sucht
Viele tauschen eine Sucht durch eine andere aus. So starten etliche Workaholics mit dem Griff zur Flasche. Kern aller SĂźchte ist, dass Sucht sucht: Etwas Tieferes, ErfĂźllenderes als das, womit der Betroffene aktuell sein Leben(-sgefĂźhl) fĂźllt.
Meist ist es die Empfindung innerer Lehre; die Suche nach GlĂźck, die Flucht vor den eigenen Sorgen und der Einsamkeit.
[vertical_spacing]In keinem Diagnose-Buch: Arbeitssucht
In unserer heutigen Leistungsgesellschaft ist die mit der Arbeitssucht an den Tag gelegte Leistungsbereitschaft nicht als Sucht anerkannt.
Sie finden Sie in keiner Psychotherapie und in keinem ärztlichen Diagnose-Buch. Statt dessen gibt es von allen Seiten Schulterklopfer und Belohnungen – ein Teufelskreis.
Irgendwann lässt sich die Arbeits-Wut nicht mehr willentlich stoppen, der Feierabend wird zum Horror-Bild und wird heraus geschoben, bis es nicht weiter geht.
[vertical_spacing]Arbeit als Lebens-ErfĂźllung
Arbeitssucht findet sich häufig in kreativen Berufen, aber auch in vielen Heil-Berufen. Ărzte, Kranken-Helfer und Altenpfleger; alle, fĂźr die diese Heilberufe ihrer inneren Berufung entsprechen, laufen schneller als andere Gefahr, sich vĂśllig zu verausgaben.
Besonders, wenn Beruf und Berufung zusammen fällt, verliert sich die Grenze zwischen Arbeit und dem dafĂźr empfundenen VergnĂźgen – der Weg in den Burnout ist vorprogrammiert.
[vertical_spacing]Konfliktvermeidung Arbeit
Häufig ist Workaholismus zu sehen, wenn daheim der Haussegen schief hängt: Um unangenehmen Situationen und Konflikten zu entgehen, wird liebend gern noch ein Stßndchen oder auch fßnf an den eigentlichen Arbeitstag hinten an gehängt.
Oder man nimmt sich als âTarnungâ direkt Arbeit mit heim: Ein guter Grund, fĂźr den GegenĂźber nicht ansprechbar zu sein. Irgendwann wird dieses Verhalten zum Selbstläufer.
[vertical_spacing] [vertical_spacing]Eine Frage des Selbstwert-GefĂźhls?
Bei vielen Workaholics ist eine enorm hohe Leistungsbereitschaft zu erkennen, gepaart mit einem eher geringen Selbstwert-GefĂźhl.
Viele haben aus der Kindheit den Glaubenssatz âTust Du was, dann bist Du wasâ mit genommen, der Ausspruch âDu bist / tust nicht genugâ arbeitet tief in ihrem Unterbewusstsein gegen ihre eigentlichen Ziele und BedĂźrfnisse.
[vertical_spacing]Wege raus aus der Sucht
Ganz klar ist es wichtig, dass Sie erkennen, dass Sie betroffen sind. Hierbei kann der Test helfen, den wir unter diesem Artikel angegeben haben.
Nun geht es an den RĂźck-Bau:
â˘Vermeiden Sie falsche Arbeitsbelastung. Arbeiten Sie an der Einschränkung Ihres Perfektionsdrangs.
â˘Arbeiten Sie an der Beseitigung des Gedankenmusters âIch bin nicht gut genugâ.
â˘Dezimieren Sie willentlich Ihre Ăberstunden
â˘Gehen Sie Konflikte und Sorgen lĂśsungsorientiert an: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Greifen Sie aktiv in Ihr Leben ein!
â˘Setzen Sie jeden Morgen klar Ihre Ziele und arbeiten Sie an der Einhaltung – aber setzen Sie sie nicht zu hoch.
â˘Gestehen Sie sich Ihre Leistungs-Grenzen bewusst zu und geben Sie Ihren BedĂźrfnissen den Raum, den diese verdient haben.
â˘Lernen Sie, häufiger mal Nein zu sagen
â˘Ăben Sie sich im Delegieren
â˘Achten Sie darauf, regelmässig Pausen ein zu legen und diese auch abseits des Arbeitsplatzes zu verbringen.
â˘FĂźllen Sie Ihre Freizeit mit fĂźr Sie wertvollen Aktivitäten: Lernen Sie ein neues Hobby oder beschäftigen sich mit einem Alten, das Sie lange nicht mehr ausgeĂźbt haben.
â˘Pflegen Sie Geselligkeit und soziale Kontakte.
â˘Lernen Sie generell, FĂźnfe einmal gerade lassen zu kĂśnnen.
[vertical_spacing] [vertical_spacing]Jeder Mensch ist wertvoll – so wie er ist!
Genau diesen Satz sollten Sie sich regelmässig auf der Zunge zergehen lassen. Jeder ist genau so, wie er ist und wo er steht, wundervoll! Es ist nicht nĂśtig, sich zu zerreissen, um wichtig oder interessant zu sein. So, wie Sie die Natur schätzen, wie sie ist, braucht sie nicht auĂergewĂśhnlich produktiv zu sein – es reicht, dass sie einfach IST.
Erkennen Sie Ihren wahren, inneren Wert. Stellen Sie sich den unangenehmen Aspekten Ihres Lebens und reiĂen Sie das Ruder herum: Das Leben ist zum Leben da – und auf diesem Weg gibt es so viel mehr jenseits der Arbeit; vergeuden Sie es nicht!
Und hier geht es zum Test: Workaholic-Test
[vertical_spacing]Quellen: spiegel.de;Â mikekim.com
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