Staatsverschuldung – kurz gesagt

Staatsverschuldung galoppiert in Deutschland derzeit von einem neuen Rekord zum nĂ€chsten. HauptgrĂŒnde sind laut Aussage der Regierung die Folgen der Pandemie, der Ukraine-Krieg, aber auch einige versĂ€umte Strukturreformen. Wir alle wissen: Das stimmt so nicht. Da werden einfach nur Nebelkerzen gezĂŒndet, um von den eigentlichen Ursachen abzulenken. Aber bevor ich die wahren Ursachen der hohen Staatsverschuldung detailliert erklĂ€re, will ich den Begriff “Staatsverschuldung” erst einmal sauber definieren.

Was ist Staatsverschuldung?

Staatsverschuldung stellt die gesamte ausstehende Schuld eines Landes dar. Das beinhaltet Staatsanleihen und andere Wertpapiere. Um Staatsverschuldung besser zu verstehen, wird sie gern ins VerhĂ€ltnis zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt. Einfacher Grund dafĂŒr ist gute Sichtbarkeit des Gesundheitszustandes eines Landes, wenn man dessen Schulden mit dem BIP vergleicht. Hohes BIP und geringe Schulden sind ein Indiz fĂŒr eine gesunde nationale Ökonomie und einen gesunden Staat. Das Ergebnis dieses Vergleich wird “Schuldenquote” genannt.

Staatsverschuldung

Gutes Beispiel: Estland. Die baltische Republik muss nur 8 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes fĂŒr den Abbau ihrer Staatsschulden verwenden. Luxemburg braucht derzeit nur 20 Prozent. Bulgarien hat eine Schuldenquote von nur 18 Prozent. 

Schlechtes Beispiel: Deutschland. 70% des erwirtschafteten BIPs flossen laut Angaben der Deutschen Bundesbank im Jahr 2021 direkt ins Abzahlen von Staatsschulden. Das bedeutet auf der anderen Seite: Nur 30% standen fĂŒr den Ausbau von Infrastruktur, Bildung, Verteidigung und Gesundheit zur VerfĂŒgung.

Aber es geht noch schlimmer. Ein sehr schlechtes Beispiel ist Griechenland. Dort mĂŒssen – theoretisch – 170 Prozent des BIP zum Schuldenabbau aufgebracht werden. Jeder SchĂŒler in der 3. Klasse weiss, dass das nicht geht. Mehr als 100 Prozent stehen nicht zur VerfĂŒgung. Es sei denn, man macht noch mehr neue Schulden, um die alten Schulden abzubauen. Und das ist dann ein lupenreiner Teufelskreis. Ich wĂŒnsche Griechenland viel GlĂŒck, da wieder raus zu kommen.

Schulden kann ein Staat sowohl extern als auch intern aufnehmen. Externe Verschuldung bedeutet, der Staat leiht sich Geld von internationalen GlĂ€ubigern außerhalb des Landes. Und interne Verschuldung passiert, wenn Vater Staat sich bei nationalen Kreditgebern bedient. Die Staatsverschuldung ist heutzutage leider fĂŒr viele Regierungen eine der wichtigsten Quellen, um öffentliche Ausgaben ĂŒberhaupt noch zu finanzieren zu können. Ausreichende Steuereinnahmen aufgrund eines starken BIP gibt es heute nur noch in wenigen LĂ€ndern.

Die Staatsverschuldung wird in der Regel als Indikator fĂŒr die FĂ€higkeit und den Willen einer Regierung verwendet, ihren kĂŒnftigen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Estland, Luxemburg und Bulgarien zeigen, das es machbar ist, wenn man wirklich will.

Zusammenfassend kann man sagen: Die Staatsverschuldung ist genau der Betrag, welcher – abzĂŒglich von Steuereinnahmen – alle zusĂ€tzlichen Schulden einschliesst, die eine Regierung zum FĂŒhren ihres Haushalts aufnimmt. 

Wo kommt dieses zusĂ€tzliche Geld her? Vom Kapitalmarkt. Ein Staat erzĂ€hlt potentiellen Geldgebern ungefĂ€hr folgende Geschichte:

“Hallo! Wir sind die deutsche Regierung. Ihr wisst ja, wie gut unsere Ökonomie funktioniert (hust, rĂ€usper 
). Aber wir haben momentan nicht genug eigenes Geld, um unseren Laden am Laufen zu halten. Wenn ihr uns ein paar Euros leiht, zahlen wir euch das Geld spĂ€ter garantiert und gut verzinst zurĂŒck.”

Kreditgeber, die nun auf diese Masche reinfallen, erhalten vom deutschen Staat Schuldscheine – auch Staatsanleihen genannt. Den GlĂ€ubigern wird damit eine RĂŒckzahlung der Schulden plus Zinsen auf Basis zukĂŒnftiger staatlicher Steuereinnahmen versprochen.

Probleme, Probleme, Probleme

Wo ist das Problem? Staatsverschuldung wird angesichts ihrer weltweit immer weiter zunehmenden Nutzung kontrovers diskutiert. Kritiker sehen keinen Nutzen in diese Masche. BefĂŒrworter hingegen argumentieren in etwa so:

“Staatsverschuldung ist nur eine Lastenverschiebung in die Zukunft. Sie ermöglicht spĂ€teren Generationen an heutigen Investitionen teilzunehmen, von denen diese dann auch profitieren. Zum Beispiel vom Bau eines Flughafens.”

Fakt ist leider: Staatliche Investitionen bringen nur in sehr wenigen AusnahmefĂ€llen unmittelbar kostendeckende ErtrĂ€ge. Dieses “Profitieren” dauert also eine ziemlich lange Zeit, oder es passiert nie. Der Flughafen Berlin-Brandenburg wird sich beispielsweise aufgrund der astronomischen Mehrkosten auch in 100 Jahren noch nicht amortisiert haben. Aber ok. Im Idealfall belohnt uns eine solche auf Staatsschulden basierte Investition ĂŒber kurz oder lang mit staatlichen Mehreinnahmen, welche die initialen Investitionskosten ĂŒbersteigen.

Ein weiteres Problem: Wer Schulden macht, muss leider Zinsen zahlen. Die Bundesrepublik Deutschland und ihre Gebietskörperschaften mĂŒssen trotz anhaltendem Niedrigzinsniveau jedes Jahr viele Milliarden Euro Steuergeld fĂŒr Zinsverpflichtungen aus vergangenen Jahren aufwenden. Wie bereits gesagt: Durchschnittlich 70% des BIP gehen dabei jedes Jahr drauf. Dieses Geld fehlt der deutschen Regierung, um ihre eigentlichen Aufgaben zu erfĂŒllen. Zudem wird der Spielraum fĂŒr dringend notwendige Entlastungen bei Steuern und Abgaben erheblich eingeschrĂ€nkt. Außerdem entsteht eine immer grĂ¶ĂŸere AnfĂ€lligkeit des Staates gegenĂŒber ZinsĂ€nderungen an den KreditmĂ€rkten. 

Wann ist Staatsverschuldung gut?

Kurzfristig kann Staatsverschuldung durchaus eine gute Möglichkeit sein, zusĂ€tzliche finanzielle Mittel fĂŒr eine Investitionen in Wirtschaftswachstum zu erhalten. Und wenn der Staat solide mit den Krediten umgeht, ist diese Verschuldung auch eine relativ stabile Möglichkeit fĂŒr Investoren im In- und Ausland, Geld profitabel in Staatsanleihen anzulegen.

Das ist ein bißchen vergleichbar mit einem Aktien-Portfolio. Da mag der eine oder andere tote Fisch drin sein. Aber in der Summe haben breit gestreute Aktien-Portfolios stets gute Rendite abgeworfen. So kann man auch Staatsanleihen betrachten. Staatsschulden waren zumindest in der Vergangenheit fĂŒr risikoscheue Anleger attraktiv, da sie ja von einer Regierung gedeckt wurden. Das klingt wie eine sichere Bank. Und dann dreht sich plötzlich der Wind. Japanische Wertpapiere bringen schon seit 30 Jahren keine Zinsen mehr. Die Schuldenquote liegt in Japan bei 230 Prozent. Venezuela, Zimbabwe und Griechenland sind mit weit ĂŒber 100 Prozent Staatsverschuldung ebenfalls de facto bankrott. Und ein Land ging kĂŒrzlich sogar soweit, dies öffentlich zuzugeben: Sri Lanka erklĂ€rte Ende April den Staatsbankrott.

Was lehrt uns das? In Maßen eingesetzt, können Staatsschulden den Lebensstandard in einem Land durchaus verbessern. Sie ermöglichen es der Regierung, neue Straßen und BrĂŒcken zu bauen, das Bildungswesen und die Berufsausbildung zu verbessern und mit etwas GlĂŒck auch mehr Renten zu zahlen. Dies ermutigt dann Menschen, mehr Geld auszugeben, anstatt fĂŒr den Ruhestand zu sparen. Das Wirtschaftswachstum wird angekurbelt.

… und wann ist sie schlecht?

Regierungen neigen aber leider dazu, mehr Schulden zu machen als es wirtschaftlich verkraftbar ist. Und das ist riskant! Wie bereits erwĂ€hnt: Investoren messen die Höhe des Risikos, indem sie die Verschuldung mit der Gesamtwirtschaftsleistung eines Landes vergleichen und so eine Schuldenquote errechnen. Alles unter 70% gilt bei Kreditgebern noch als vertretbar. Hat ein Staat eine Schuldenquote von mehr als 70 Prozent, sollten sich Investoren mit schwachen Nerven lieber ein anderes Spielzeug suchen. Denn die Wahrscheinlichkeit, das investierte Geld zurĂŒck zu bekommen sinkt mit jedem weiteren Prozent nach oben. Hat ein Land 100 Prozent Schuldenquote, ist es quasi bankrott, weil die gesamte Wirtschaftskraft eines Jahres nur noch dafĂŒr verwendet wird, Schulden abzuzahlen. Da bleibt nichts mehr ĂŒbrig fĂŒr Infrastruktur, Bildung und Verteidigung.

Wenn die Staatsverschuldung ein kritisches Niveau oberhalb von 70 Prozent erreicht, verlangen Anleger in der Regel auch einen spĂŒrbar höheren Zinssatz. Sie wollen einfach mehr Rendite fĂŒr das höhere Risiko. Wenn das Land dann noch weiter Geld ausgibt, erhalten seine Anleihen eine niedrigere BonitĂ€tseinstufung. Dies zeigt den noch verbleibenden Investoren an, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Land seine Schulden noch bedienen kann. Wenn deshalb die ZinssĂ€tze steigen, wird es fĂŒr ein ohnehin schon angeschlagenes Land also noch teurer, seine bestehenden Schulden zu refinanzieren. 

Langfristig fĂŒhrt eine zu hohe Staatsverschuldung also dazu, dass die Anleger die ZinssĂ€tze in die Höhe treiben, um das erhöhte Risiko eines Zahlungsausfalls zu kompensieren. Das verteuern sich dann die Komponenten des Wirtschaftswachstums wie Wohnungsbau, Unternehmenswachstum und Autokredite. Willkommen im Teufelskreis.

Staatsverschuldung in Deutschland

Staatsverschuldung

Entsprechend der Deutschen Bundesbank betrug die Schuldenquote Deutschlands im Jahr 2021 etwa 2500 Milliarden Euro und damit 70 % des Bruttoinlandsprodukts. Ist dieser extrem hohe  Schuldenberg gefĂ€hrlich? Die einfache Antwort ist JA. Denn es winkt der Staatsbankrott. Aber Schulden und Vermögen sind zwei Seiten derselben Medaille. Jeder Schuld steht immer 1:1 dieselbe Forderung gegenĂŒber. Aussagen, die einseitig Schulden als gefĂ€hrliche Bedrohung darstellen, sind daher etwas zu simpel. Der Vermögensberg scheint ja auch gefĂ€hrlich hoch zu sein, wenn man die Medaille umdreht. Das wirft also auch die Frage nach den Vermögen auf. Wer hat da so viel Geld? Wo kommen diese Vermögen her? Und was soll damit geschehen, wenn es nicht in Staatsanleihen investiert wird?

Fakt ist: Hohe Staatsschulden allein fĂŒhren weder zu ĂŒbermĂ€ĂŸiger Inflation noch zu einem Crash. Da spielt die um ein vielfaches gefĂ€hrlichere Nullzins-Politik der EuropĂ€ischen Zentralbank noch eine viel wichtigere Rolle. 

Fazit

Dennoch bleibt mir nichts anderes ĂŒbrig als dieses nĂŒchterne Fazit: Investieren sie nicht in Staatsanleihen, wenn der Staat bereits an einer Schuldenquote von 70 Prozent kratzt oder sogar drĂŒber liegt. Ihr Geld könnte schneller weg sein als sie denken. Wenn Sie aber ĂŒber interessante Sachwert-Investitionen nachdenken, dann hĂ€tte ich da was fĂŒr Sie. Melden Sie sich mal bei einer kostenfreien Online-Veranstaltung von Herrn Alexander Streeb an. Herr Streeb zeigt Ihnen  eine Investment-Lösung, die hat nichts mit Staatsanleihen oder Immobilien zu tun hat – nichts mit Aktien, Kunst oder KryptowĂ€hrungen. Es handelt sich um einen echten Sachwert, der seit Jahrhunderten Vermögen nachweislich geschĂŒtzt hat. Klicken Sie dazu den Link hier unter diesem Video.

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Über Andre Schwermer

Andre Schwermer ist Mitarbeiter der FinanzNewsKOMPAKT-Redaktion. Er arbeitet hauptberuflich als Wirtschaftsjournalist, u.a. auch fĂŒr verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland, wie den SĂŒdkurier Konstanz, Volksfreund Trier und SaarbrĂŒcker Zeitung.

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