„In dieser Firma will ich alt werden“
Kennen Sie diesen Satz und haben Sie ihn jemals selbst ausgesprochen?
Das war mein Satz im Frühjahr 2013, als ich bei einer jungen Onlinefirma anfing, die noch gar nicht am Markt präsent war.
Schon die Möglichkeit, ein solches Unternehmen von Grund auf mit aufzubauen, war für mich echter Antrieb, mich zu bewerben.
Und tatsächlich: Ich konnte alle meine Talente, die ich mir autodidaktisch über 25 Jahre hinweg selbst erarbeitet hatte, mit einbringen.
Ich ging pfeifend zur Arbeit, Überstunden waren mir egal, und über 1 Jahr lang habe ich fast jedes Wochenende ohne mit der Wimper zu zucken dran gehängt.
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Und dann wurde ich alt in dieser Firma- schneller als mir lieb war
Aus Arbeitslust wurde Arbeitsfrust, weil wir mit viel zu wenig Personal ein viel zu großes Aufkommen an Aufträgen zu bewältigen hatten, und aus der Riesen-Palette meiner Lieblingsbeschäftigungen wurde zwangsmässig die Reduzierung auf Auftragssachbearbeitung und Reklamationswesen.
Darüber hinaus waren wir gesegnet mit einem Chef, der von der Pieke auf gelernt hatte, wie man seine Mitarbeiter verheizt: Kein Lob, viel Druck, Laut werden, unberechenbar sein, Sie kennen es vielleicht selber.
Und dann stand ich vor den Fragen vor denen Sie möglicherweise auch gerade stehen (sonst würden Sie diesen Artikel ja gar nicht lesen):
Gehen oder bleiben?
Um es auf den Punkt zu bringen: Heutzutage ist keine Karriere mehr so, wie bei unseren alten Herrschaften, die in einem Betrieb mit 15 ihre Lehre begonnen und es anschließend bis zum Geschäftsführer gebracht haben, bevor sie verdient in Rente gingen.
3,4 % aller Beschäftigten wechseln jährlich die Arbeitsstelle, wobei davon immerhin noch 52 % diesen Schritt freiwillig gehen. (Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).)
Wobei sich die Frage stellt, welche Gründe für den Jobwechsel zu Buche schlagen.
3 Gründe, denen Sie NICHT folgen sollten
Ganz klar: Niemals aus dem Bauch heraus!
Wie oft hatten Sie die Szene im Kopf, Ihrem Chef die Unterlagen vor die Füße zu werfen, mit dem Fuß auf zu stampfen, die Hände in die Hüften gestemmt zu sagen: „Mir reicht‘s! Ich kündige!“
Ja, davon habe ich auch geträumt, unzählige Male. Belassen Sie es beim Träumen, es ist nicht nur unprofessionell sondern auch gefährlich. Einzelne Momente des Frusts werden Sie in jedem Job erleben, so schnell können Sie gar nicht jobhoppen, wie Sie es bei dieser Vorgehensweise bräuchten.
Gucken Sie hinter das Problem, sind es immer wiederkehrende Frustauslöser oder verschiedene?
Sie wollen der Überforderung entfliehen?
Keine gute Idee. Stellen Sie sich erst einmal die Frage, was konkret Sie überfordert. Eine Flucht-Entscheidung ist selten ein guter Grund gewesen- nicht einmal, wenn Sie einem Bären gegenüber stehen.
Und nein: Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes oder Bachs ist auch nicht immer grüner, dort werden Sie genauso Steine und Dornen finden, wie in Ihrer jetzigen Situation.
Es geht Ihnen um‘s Geld?
Geld ist ein schlechter Ratgeber, wenn Sie sich fragen, ob Sie den Job wechseln sollten. Denn auch an dem neuen Auto, dem Haus oder den Urlauben werden Sie sich nur kurzfristig erfreuen- und auch in diesem Job eher früher als später nur noch „Dienst nach Vorschrift“ machen. Erfüllend wird er ebenso wenig sein, wie Ihr jetziger.
Wenn Ihre Ausgaben gestiegen sind und ein anderer Job für Sie aus diesem einen Grund interessant sein sollte, warum denken Sie nicht darüber nach, eine der vielen Möglichkeiten zu nutzen, neben Ihrer eigentlichen Arbeit weiteres Geld zu verdienen?
Wirklich gute Gründe für einen Jobwechsel:
Hauptgrund Nr. 1: Ihre Gesundheit leidet
Zu hoher Arbeitsdruck, Zeitdruck, zuviel Verantwortung, zu viele Ärgernisse – die Situationen, die diese auslösen gibt es tausendfach.
Da ist der Chef, der Ihnen wichtige Informationen vorenthält, Sie aber nachher wegen der dadurch bedingt schlechten Umsetzung rügt, dazu kommen zu eng gesetzte Abgabe-Fristen und das Auferlegen von Verantwortungsbereichen, die Ihrem Profil gar nicht entsprechen- da kann Ihr Körper gar nicht anders, als um Hilfe zu schreien!
Die Folge sind Stress-bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magengeschwüre, Diabetes, Tinnitus, um nur Einige zu nennen. Heutzutage können wir davon ausgehen, dass im Grunde genommen alle Krankheiten in der einen oder anderen Form dadurch zustande kommen, das wir mit der uns eigenen, natürlichen Art zu leben und zu arbeiten nicht überein stimmen- und je weniger das der Fall ist, umso gravierender zeigen sich die Erkrankungen.
Nur hier gilt ganz klar: Sind die Gegebenheiten, die diese Krankheiten auslösen, im aktuellen Unternehmen nicht zu ändern, sollten Sie tatsächlich gehen. Eine Anstellung können Sie wieder finden- nicht aber einen zweiten Körper!
Hauptgrund Nr. 2: Beruf und Berufung
Ich selbst hatte diesen Wunsch schon sehr früh- was mich in die unterschiedlichsten Bereiche hinein schnuppern und auch mich verschiedene Ausbildungen absolvieren ließ. Sie alle machen jetzt für mich ein breites Spektrum an Fähigkeiten aus, das mir hilft, meinen persönlichen Weg zu gehen.
Wie ist es mit Ihnen? Wieviel Feuer haben Sie einmal in Ihren Beruf mit gebracht, und was hat dafür gesorgt, dass Sie diese Flamme jetzt nicht mehr spüren? Anders gefragt:
In welchem anderen Beruf würden für Sie Beruf und Berufung mehr zusammen fallen- oder würde eine Änderung im bestehenden Unternehmen denkbar sein? Machen Sie eine Liste mit den Dingen, für die Sie wirklich brennen. Wie lassen diese sich in den beruflichen Bereich einbauen? Welche Sparten Ihres beruflichen Bereichs machen Ihnen am Meisten Freude?
Hauptgrund Nr. 3: Karrierechancen, Perspektiven
Besonders in den Jahren zwischen 25-40 ist dieser Aspekt besonders wichtig. Sie haben möglicherweise in Ihrer ersten Firma nicht nur ein paar Jahre Erfahrungen gemacht, sondern auch erste Erfolge gesammelt- nur um jetzt vor der Thematik zu stehen, dass es ein Weiter nicht gibt- oder auch für Sie nicht gibt; Sie möglicherweise bei der Besetzung freier Stellen übergangen werden?
Sofern Ihr Boss von Ihren Karrierewünschen wusste, ist dieser Grund ganz klar ein grünes Licht für einen Wechsel. Es ist tatsächlich in vielen Firmen immer noch Fakt, dass jemand, der in der Firma seine Lehre gemacht oder nach dem Studium seine erste Anstellung gefunden hat, immer der Lehrling oder Stundent bleiben wird- auch 20 Jahre später noch…
Fazit:
Egal welchen der Punkte Sie beleuchten, wenn Sie hinter die einzelnen Gründe gucken, stellen Sie fest, dass es im Kernpunkt darum geht, sich selbst so gut wie möglich zu verwirklichen- und damit auch noch das tägliche Brot zu verdienen.
Je weiter Sie von diesem Punkt sich entfernen, umso mehr Probleme bekommen Sie- sowohl im Job selbst, als auch gesundheitlich- und nicht letztendlich in Ihrem Privatleben, denn ein frustrierender Job entlässt selten einen zufriedenen Menschen in den Feierabend.